Seinen ganz speziellen Stil in das Gitarrenspiel einbringen – wer möchte das nicht. Erreicht werden kann dies nicht nur durch bestimmte Tonabfolgen oder die Lautstärke, sondern vor allem durch verschiedene Spieltechniken, die den Sound verändern und spezieller machen. Mithilfe von diversen Zupf-, Klopf- oder Schwingbewegungen, können mehr Dynamik in das Gitarrenspiel mit E- und Konzertgitarre gebracht und einzelne Melodien hervorgehoben werden.
Plektren: Dünne Plättchen als Spielverstärker
Mit kleinen Plättchen, die es in unterschiedlichen Materialien gibt – von Kunststoff über Acrylglas bis hin zu Filz – können die Saiten verschiedener Zupfinstrumente angeschlagen oder gezupft werden. Besonders beim Spiel auf der E-Gitarre kommt das Plektrum zum Einsatz, während die Konzertgitarre meist mit den Fingern gespielt wird.
Filzplektren werden häufig für das Spiel auf der Ukulele verwendet. Durch das Spiel mit den dünnen Plättchen klingen die Gitarrensaiten meist lauter und einzelne Tonkombinationen – vor allem die hohen Tonfrequenzen – werden verstärkt.
Im Fachhandel gibt es eine große Auswahl an verschiedenen Plektren, die sich nicht nur in ihrer Form, sondern auch in ihrer Grifffestigkeit und Stärke unterscheiden. Während dünne Plektren leicht über und zwischen die Saiten „gleiten“ setzt ein Plektrum, dessen Stärke als „heavy“ (hart) gekennzeichnet ist, der bespielten Saite einen stärkeren Widerstand entgegen. Insgesamt wird zwischen drei verschiedenen Hauptstärken unterschieden: thin (dünn), medium (mittel) und heavy.
Darüber hinaus gibt es unter anderem noch extra dünne, oder dicke Plektren in der Stärke medium. Welche Stärke für den Spieler am angenehmsten ist, ist individuell verschieden – inzwischen gibt es sogar Produkte speziell für Gitarristen im fortgeschritteneren Alter. Generell sollten unterschiedliche Stärkegrade getestet werden, denn vor allem mit wachsender Spielfertigkeit werden die Spielbewegungen lockerer und so werden auch härtere Plektren nicht mehr als allzu widerspenstig empfunden.
Gehalten wird das Plektrum locker, so dass es beweglich bleibt, zwischen dem oberen Gelenk des Zeigefingers und dem Daumen. Die Spitze des Plektrums sollte dabei etwas hervorragen, damit die Saite leicht bespielbar ist und die Finger den Sound nicht einschränken.
Beim Gitarrenspiel erzeugen dünne Plektren einen ausdrucksstarken, aber gemäßigten Klang, dicke Plektren dagegen einen ausdrucksstarken und lauten Sound. Für mehr Griff zwischen den Fingern sorgt eine Profil-Oberfläche, die aus einem Raster, Lochmuster sowie Logos oder Riffellungen, die auf der Oberfläche mancher Plektren zu erkennen sind, bestehen kann.
Und durch die unterschiedlichen Formen – Dreieck oder Tropfen – sowie die Ausformung der Ecken, die mal spitzer und mal runder ausgearbeitet sind, sind verschiedene Klangmuster zu erzeugen. Die Tropenform kommt generell am häufigsten vor und gilt als Standard-Form. Dagegen nutzt sich die Dreieckform – auch Triangle-Form –, dadurch, dass diese Art des Plektrums einem gleichschenkligen Dreieck ähnelt und jede Spitze gleichermaßen zum Spielen genutzt werden kann, nicht so schnell ab.
Das Spiel mit dem (Finger-)Plektrum: Flat- und Fingerpicking
In etwa von 1800 bis in die dreißiger Jahre wurde die Gitarre hauptsächlich als begleitendes und unterstützendes Instrument für den Gesang eingesetzt. Nach dieser Zeit entwickelte sie sich zunehmend als Soloinstrument. Mit den Soloeinlagen bildeten sich zwei verschiedene Spieltechniken heraus: Das Flat- und das Fingerpicking.
Das Flatpicking hat seinen Ursprung in der traditionellen Bluegrass- und Country-Musik und bezeichnet ganz allgemein das Spielen mit dem Plektrum – und zwar meist auf einer Akustikgitarre mit Stahlsaiten und weniger auf einer E- oder Konzertgitarre.
Das Plektrum, welches die Musiker auch als „flat pick“ bezeichnen, sollte bei dieser Spieltechnik nicht zu weich sein. Die Flatpicking-Technik ermöglicht beim Spielen einen Übergang vom Melodienspiel hin zum Akkordspiel und andersherum können auch beim Spielen von Akkorden Melodien mit eingebunden werden. Eine andere Form, die sich parallel zum Flatpicking entwickelte, ist das Fingerpicking.
Beim Fingerpicking werden die Saiten nicht mit dem Plektrum, sondern mit den Fingern (Fingerkuppen oder Fingernägeln) oder mit so genannten Alaska Fingerpicks – spezielle Plektren aus Kunststoff, die sich der Spieler über den Finger stülpt und welche den Fingernagel ersetzen – gespielt. Beim Fingerpicking werden im Gegensatz zum Flatpicking – bei dem mit dem Plektrum verschiedene Saiten gleichzeitig bespielt werden – einzelne Saiten mit Daumen, Zeige- Mittel- und Ringfinger angeschlagen.
Um einen speziellen Sound und individuelle Zupfmuster erzeugen zu können, sollten Anfänger zunächst die Grundpositionen der Finger auf den einzelnen Saiten üben. Um einen angenehmen Klang hervorzubringen, ist das Zupfen oder das Anschlagen der Gitarrensaite immer aus den Fingergelenken heraus und nicht aus der kompletten Hand heraus durchzuführen. Sonst klingen die Töne gerissen und wenig melodisch.
Mit der Fingerpicking-Technik werden unter anderem Stücke aus den Bereichen Blues, Folk oder Rock gespielt und begleitet. Sowohl das Finger- als auch das Flatpicking sorgen bei den Melodien für mehr Dynamik. Weitere Formen, die von den beiden Spieltechniken ausgehen, sind zum Beispiel das Hybrid- oder das Crosspicking. Während das Hybridpicking Elemente beider Formen vereint, wird beim Crosspicking eine „Saiten-Gruppe“, die meist aus drei Saiten besteht, die nicht zwangsläufig benachbart sind, gespielt. Dabei werden einzelne Saiten übersprungen und verschiedene Melodiephrasen vor- oder rückwärts gespielt.
Tapping: Das „Aufklopfen” von Tönen
Die Spieltechnik „Tapping“ ist hauptsächlich im Rock- oder Metalbereich zu finden, da diese in der Regel auf der E-Gitarre angewendet wird. Bekannt wurde die Technik vor allem durch das Gitarrenspiel von Eddie van Halen. Beim Tapping wird auf einzelne Saiten geklopft. Das heißt, im Gegensatz zu den Picking-Techniken, wird nicht an den Saiten gezupft, sondern auf diese geklopft. Der Ton wird nur durch den leichten Schwung des Fingers auf die Saite erzeugt. Nach dem Aufklopfen wird der Finger (z.B. der Zeigefinger) leicht zur Seite gezogen und dabei eine andere Saite durch seitliches Weggeziehen des Fingers gestreift.
Das Tapping ist eine Spielform, die Grundtechniken, wie Hammer-Ons oder Pull-Offs beinhaltet. Bei der Technik Hammer-On wird während der angeschlagene Ton erklingt, ein anderer Finger der Greifhand auf die Zielnote gelegt. Beim Pull-Off wird dagegen mit zwei Fingern der Greifhand gespielt, welche sich in verschiedenen Bünden auf einer Saite befinden. Nach dem Anschlagen des ersten Tones wird dann der erste Finger von der Saite genommen und ein zweiter Ton entsteht – so werden Phrasierungen erzeugt. Diese können auch zusätzlich durch die Regelung der Lautstärke hervorgehoben werden.
Um die Lautstärke regeln und die Klangwiedergabe nachvollziehen zu können, ist es wichtig, sich vorab mit dem gesamten Aufbau und der Funktionsweise der Gitarre auseinanderzusetzen.
Um die Techniken einzuüben dienen Workshops, die verschiedene Übungen zum Ausbau und Eintrainieren von Hammer-Ons und Pull-Offs vorgeben. Bei der Tapping-Technik werden Hammer-Ons und Pull-Offs in schneller Abfolge durch Hinzunahme der Schlaghand kombiniert, so dass eine Bass- und eine Melodielinie entstehen. Folgendes Video gibt eine Anleitung zum Tapping auf der E-Gitarre:
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Verzierungstechniken: Bending, Sliding und Vibrato
Neben den bereits erwähnten Hammer-Ons und Pull-Offs gibt es weitere Techniken, die beim Gitarrenspiel angewendet werden können und das Spiel unterstützen beziehungsweise abwechslungsreich gestalten.
Bei der Bending-Technik geht es darum, eine gespielte Note mit einem oder mehreren Fingern so weit zu ziehen, dass schließlich ein anderer Ton (Halb- oder Ganzton) ohne erneutes Anschlagen der Saite erreicht wird. Die Saite wird dabei entweder nach oben gedrückt oder nach unten gezogen. Dadurch lassen sich die Melodien unterschiedlich phrasieren. Auf diese Weise kann der richtige Ton mit dem Bending getroffen werden – Ziel ist es die Saite zum Zielton hinziehen zu können, ohne dass diese angeschlagen wird.
Bei der Vibrato-Technik wird ein Ton zum Vibrieren gebracht. Diese Technik wird oft bei langen Tönen eingesetzt, um diese zu verzieren. Dazu wird mit dem Finger der Greifhand ein Ton angeschlagen und die gegriffene Saite mit dem Finger hin und her bewegt. Oft wird die Vibration aber auch ohne das Verschieben oder dem Bewegen des Fingers erzeugt – zum Beispiel durch schwingende Bewegungen, die vom Unterarm oder der Hand ausgehen.
Eine weitere Technik zur Phrasierung von Melodien ist das Sliding. Dabei wird mit dem Finger über die angeschlagene Saite hin und her gerutscht und damit verschiedene Halbtöne hintereinander erfasst. Diese Methode kann aber auch mit einem Hilfsmittel verstärkt werden und so nicht nur einzelne Melodien interessanter klingen lassen, sondern zu einer Hauptspielart werden.
Unterstützt wird das Sliding meist von einem Bottleneck (Flaschenhals). Die Flaschenhälse für das Gitarrenspiel, sind Röhren aus Kunststoff, Metall oder eben auch Glas, die über einen Finger gezogen werden können.
Bilder:
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