Die Gitarre zupfen (auch Fingerpicking genannt) lernt tatsächlich jeder Schüler, der sich mit der klassischen Gitarre befasst. Aber auch in der Rock- und Popmusik gehört das Zupfen zum guten Ton. Wie du dir sicher denken kannst, gibt es auch hierbei verschiedene Muster und Übungen. Glücklicherweise lassen Zupfmuster sehr viel Spielraum für Improvisation und eigene Kreationen, wodurch das Entdecken solcher niemals langweilig wird. Im Folgenden stelle ich dir einige einfache Zupfmuster vor, um dir einen optimalen Einstieg zu ermöglichen.
Vorwort zu den Übungen
Beim Zupfen mit den Fingern hast du die Wahl zwischen deinen Fingerkuppen und den (falls vorhanden) langen Fingernägeln. Man kann sich darüber streiten, was davon besser klingt. Am Ende liegt diese Entscheidung ganz allein bei dir.
Während dir deine Fingerkuppen ein stabileres Saitengefühl verleihen und besonders die Tiefen und Mitten eines Tons herauskitzeln, erschaffen Fingernägel einen klareren Ton und vereinfachen das Zupfen mit höherer Geschwindigkeit.
(Kleiner Tipp: Vor dem Spielen Hände aufwärmen)
Akorde zupfen – Übung 1
Diese Übung kannst du mit jedem beliebigen Akkord machen. Für dieses Beispiel habe ich A-Moll ausgesucht und zupfe alle für diesen Akkord relevanten Saiten. Wie du sicherlich weißt, wird die tiefe E-Saite bei einem A-Moll Akkord nicht mitgespielt. Im nachstehenden Tab (Lies: Tabs lesen lernen) wirst du zusätzlich noch sehen können, mit welchem Finger die Saiten angezupft werden.
Die Buchstaben am linken Rand stehen für den jeweiligen Finger, mit dem du die Saite zupfen musst.
D = Daumen // Z = Zeigefinger // M = Mittelfinger // R = Ringfinger // K = Kleiner Finger
Diese einfache Übung für den Einsteig besteht also daraus, dass du den Akkorde mit all deinen fünf Fingern gleichzeitig zupft. Das hört sich dann wie folgt an:
Jetzt wollen wir die Schwierigkeit natürlich etwas steigern. Es folgt eine Übung mit einem Wechsel zwischen dem Grundton des Akkords und den übrigen Tönen.
Anschließend verbinden wir zwei Einzeltöne mit dem Rest des Akkords. Um die Übung ein wenig interessanter zu gestalten, fügen wir noch den E-Dur Akkord hinzu.
Einzeltöne zupfen – Übung 2
Die Koordination der Finger und die Kraft, die du in jede Zupfbewegung steckst, müssen gründlich geübt werden. Es sollte dir möglich sein, alle Töne in der gleichen Lautstärke und Geschwindigkeit zu zupfen. Bestimmte Betonungen und Hervorhebungen sind erst einmal zweitrangig.
Für die nächste Übung brechen wir den A-Moll Akkord auf und zupfen die Einzeltöne nacheinander. Dein bester Freund, das Metronom, ist dir auch hierbei wieder eine große Hilfe.
Es kann sehr schnell passieren, dass man aufgrund einiger Koordinationsschwierigkeiten den kleinen Finger überspringt und sich auf die anderen Finger konzentriert. Dies funktioniert zwar auch, vernachlässigt aber das gleichmäßige Training aller Finger.
Und solltest du demnächst schwierigere Zupfmuster angehen wollen, wirst du möglicherweise schnell an dein Limit kommen, da dir ein Finger zum Spielen aufgrund fehlender Übung fehlen wird.
Die Tabulatur demonstriert dir eine Art Welle. Beginnend bei den Bass-Saiten weitet sich dein Spielraum auf die anderen Saiten in langsamen Schritten aus. Die Koordination ist in diesem Beispiel deutlich anspruchsvoller, also schraube dein Tempo lieber ein wenig zurück.
Zupfmuster lassen sich ebenfalls mit unterteilten Notenwerten spielen, wie etwas Triolen. Im folgenden Beispiel erkennst du, dass nur drei Finger benötigt werden, was den Schwierigkeitsgrad ein wenig verringert.
Melodie zupfen – Übung 3
Nun wird es Zeit eine richtige Melodie zu zupfen. Sinn dieser Übung ist es, herauszufinden, mit welchem Zupfmuster du die Melodie nachspielen kannst.
Höre dir das Tonbeispiel einige Male an, bevor du es versuchst. Denke daran, deinen kleinen Finger nicht zu schonen, auch wenn die Koordination etwas schwieriger scheint, als mit den anderen Fingern.
Im nächsten Beispiel habe ich das Tempo etwas gedrosselt (60bpm), da man hier schneller umgreifen muss. Diese Übung lässt sich auch wunderbar mit Schlagmustern kombinieren, um einen wilden Flamenco zu spielen.
10 Antworten
Hi Bernd,
ich lese mich gerade durch deinen Blog, da ich seit langem Gitarre spielen lernen wollte, jedoch nie die Zeit gefunden habe. Aufgrund der Pandemie habe ich jetzt die Zeit und bin zufällig auf deinen Blog gestoßen. Derzeit habe ich fast jeglichen Beitrag zum ersten Gitarrenkauf gelesen, den Du geschrieben hast.
Nun kann ich mich nicht entscheiden zwischen einer Konzert- oder Westerngitarre und beim durchlesen des Beitrags und das Hören der Hörproben, muss ich ehrlich gestehen, dass das schon toll in den Ohren klang. Magst du mir sagen, auf welcher Art von Gitarre du das spielst, hier in dem Post?
Alles Liebe,
Alexi
Hi Alexi,
ich hoffe das macht deine Auswahl jetzt nicht noch komplizierter: Aber das war in diesem Falle tatsächlich eine E-Gitarre ¯\_(ツ)_/¯
Viele Grüße,
Bernd
Digga, danke man! 🙂
Gerne Lukas ??
Hallo Bernd,
ich habe bisher immer ohne den kleinen Finger gezupft und übe nun das Zupfen mit allen Finger mit deinen Übungen. 🙂
Das hat echt schnell super geklappt mit den Übungen. Allerdings habe ich bei der ersten Melodie von Übung 3 Probleme, mit der Greifhand. Die Saiten im 3. Bund schaffe ich zwar zu greifen, aber es fühlt sich irgendwie immer falsch an, egal wie ich es auch versuche. Kannst du mir da Tipps geben, wie ich hier am sinnvollsten greife?
Danke und viele Grüße
Michael
Hallo Michael,
das freut mich, dass du mit den Unterlagen arbeitest 🙂 Im 3. Takt (3. Bund h-Saite) würde ich mit dem kleinen Finger greifen. Also den Zeigefinger auf den zweiten Bund der E-Saite, den Mittelfinger auf den zweiten Bund der g-Saite und den kleinen Finger auf den 3. Bund der h-Saite.
Im 5. Takt den kleinen Finger auf den 3. Bund der a-Saite, den Mittelfinger auf den 2. Bund der d-Saite und den Ringfinger auf den 2. Bund der g-Saite (bedingt auch durch die 3 vorherigen Töne am 3. Bund – diese würde ich Zeigefinger – Mittelfinger – Ringfinger spielen)
Im 6. Takt würde ich 3 – 2 – 2 wohl mit Ringfinger – Zeigefinger – Mittelfinger greifen.
Viele Grüße,
Bernd
Hallo Bernd,
ich habe folgendes Problem. Wenn ich mit meiner Gitarre (admira malaga) versuche in den höheren Bünden zu greifen merke ich immer wieder, dass der Abstand zwischen Saite und Bund immer höher wird und ich enorme Kraft auf bringen muss, bis die Saiten dann endlich am Hals anliegen.
Mich würde interessieren, ob das eine Eigenschaft spanischer Gitarren ist, oder das von Modell zu Modell unterschiedlich ist.
Danke im Vorraus
Hallo Steven,
das haben tatsächlich fast alle Gitarren gemein: Je höher der Bund, desto höher der Abstand zwischen Saite und Griffbrett. Allerdings fällt der Abstand unterschiedlich aus. Bei hochwertigen Gitarren ist der Unterschied manchmal mit bloßem Auge kaum zu erkennen. Bei günstigen Gitarren kann der Abstand schon einmal unangenehm hoch werden. Man spricht hier auch von der „Saitenlage“ – ich habe da auch mal ein paar Worte zu hier geschrieben: https://www.gitarrenbeginner.de/gitarre-kaufen-darauf-musst-du-achten/#Die_Saitenlage
Viele Grüße,
Bernd
Übung 3
Lieber Bernd , das ist zuuu klein geschrieben .
Danke für Vergrößerung .
Inge
Liebe Inge,
für dich mach ich das gerne 🙂 Ich hoffe es ist jetzt besser? Falls nicht, kleiner Tipp: Wenn du auf das Bild klickst, wird es noch mal einen ticken größer.
Viele Grüße,
Bernd