Wer seine Gitarre gebraucht kaufen möchte, sollte ein paar Dinge berücksichtigen. Denn ein Gebrauchtkauf birgt sowohl Chancen als auch Risiken.
Neu oder gebraucht kaufen?
Generell ist es völlig okay, eine gebrauchte Gitarre zu kaufen. Der Wert einer Gitarre sinkt in den ersten 20 Jahren. Danach kann er je nach Hersteller und Modell wieder steigen – Sammler zahlen teilweise horrende Summen für alte Modelle.
Prinzipiell gilt aber die alte „Musikerweisheit“ wenn du eine Gitarre neu kaufst: Eine neue Gitarre hat schon an Wert verloren, sobald du mit ihr durch die Tür des Musikgeschäftes tritt.
Beim Gebrauchtkauf eines Autos können dich als Laien im dümmsten Fall schon nach kurzer Zeit unschöne Überraschungen erwarten, egal wie lange du Probe gefahren bist: Die Elektronik spinnt, der Auspuff macht Probleme oder unentdeckte Roststellen werden zum Problem.
Beim Gebrauchtkauf einer Gitarre hingegen gibt es viel weniger böse Überraschungen zu erwarten – klar, eine Gitarre ist auch technisch nicht so komplex wie ein Auto.
Wenn eine Gitarre gebraucht und in Ordnung ist, ist es unwahrscheinlich, dass nach dem Kauf das Holz reißt oder der Gitarrenhals abbricht. Du hast so die Chance, für wenig Geld ein hochwertiges Instrument zu erhalten.
Solltest du die Gitarre von einer Privatperson gekauft haben und es tritt dennoch eine unerwartete Überraschung auf, wird es allerdings oft schwierig mit der Rückgabe.
Beim Kauf einer neuen Gitarre aus einem Fachgeschäft hast du hingegen eine Garantie auf das Instrument.
Außerdem hast du beim Neukauf die Möglichkeit, dir deine Gitarre ganz genau auszusuchen: Welches Modell mit welchem Holz in welcher Farbe von welchem Hersteller – dir steht das volle Spektrum zur Verfügung.
Beim Kauf einer gebrauchten Gitarre musst du manchmal warten, bis genau dein Wunschmodell auf dem Markt auftaucht.
Für Anfänger kann dies jedoch oftmals vernachlässigbar sein. Wer gerade eine seiner ersten Gitarren kauft, hat selten genaue Vorstellungen von Material, Klang, Spieleigenschaften oder anderen Details – hier zählt oftmals höchstens die Farbe 😉
Woran siehst du ob eine gebrauchte Gitarre in Ordnung ist?
Sieh dir die Gitarre genau an. Kleine Lackschäden und Kratzer beeinträchtigen in der Regel nicht den Klang des Instruments. Es kann beim Gebrauch der Gitarre leicht passieren, dass sie eine kleine Macke bekommt. Eventuell kannst du das als Grund nehmen, um einen niedrigeren Preis für die Gitarre auszuhandeln.
Bei großflächigen Lackschäden, Sprüngen im Holz und tiefen oder langen Kratzern ist das Instrument so stark beschädigt, dass du es nur für wenig Geld kaufen solltest, um zumindest mit dem Spielen beginnen zu können.
Auch kleine Risse im Holz oder am Ansatz des Halses beeinträchtigen den Klang des Instruments und können sich vergrößern. Eine Gitarre mit Rissen ist kaputt.
Bei besonders alten Gitarren, die viele Jahre unsachgemäß gelagert wurden, können kleine Löcher auf den Befall mit Holzwürmern hindeuten. Er kann überall im Holz sein und unsichtbare Schäden verursacht haben. Die Gitarre ist nicht mehr zu retten.
Bedenke: Brauchbare Anfänger-Gitarren gibt es neu schon entspannt für 80 Euro.
Wenn du das Holz auf Beschädigungen geprüft hast, dann schaue dir weitere Teile an der Gitarre an.
Kritisch sind immer die Bundstäbchen an der Gitarre, denn diese sind Verschleißteile. Wurde die Gitarre intensiv genutzt, bilden sich durch den Druck der Saiten Dellen auf den Bundstäbchen. Kleinere Dellen sind zwar nicht schlimm, größere können aber die Bespielbarkeit der Gitarre beeinflussen.
Bundstäbchen können zwar prinzipiell ausgetauscht werden, das ist allerdings eine Arbeit für einen Fachmann. Die Kosten müsstest du dann entsprechend auf den Kaufpreis der Gitarre hinzurechnen. Als grobe Hausnummer kannst du hier mit 200 bis 300 Euro rechnen.
Des weiteren solltest du die Mechaniken der Gitarre prüfen. Das sind die „Drehknöpfe“ am Kopf der Gitarre
Drehe alle sechs jeweils in beide Richtungen und überzeuge dich davon, dass sie sachgemäß funktionieren. Lassen sie sich gut und einfach drehen? Halten sie die Position, nachdem du sie gedreht hast? Falls du bereits weißt, wie du die Gitarre stimmen musst: Stimme sie einmal und prüfe, ob die Saiten die Stimmung halten.
Schüttele die Gitarre auch einmal vorsichtig. Hörst du etwas scheppern? Möglicherweise haben sich Holzleisten im Korpus der Gitarre gelöst.
Bei einer E-Gitarre können weitere Bauteile wie der Tremolo hinzukommen. Prüfe, ob sie korrekt funktionieren. Natürlich solltest du auch die Elektrik checken: Lasse die Gitarre in einen Gitarrenverstärker stecken. Funktionieren alle Tonabnehmer? Lassen sich die Tonabnehmer über den entsprechenden Hebel einzeln ansteuern? Lassen sich die Ton-/Lautstärkerregler drehen und erfüllen sie ihre Funktion?
Zu guter letzt kannst du die Gitarre noch auf Bundreinheit prüfen – falls du es kannst. Falls nicht, dann mach dir dazu keinen Kopf. Sollte es deine erste Gitarre sein, ist es meiner Meinung nach kein Todesurteil, wenn sie nicht zu 100 % bundrein ist.
Falls du bereits etwas Gitarre spielen kannst, dann spiele sie natürlich auch! Lassen sich die Saiten bis auf das Holz niederdrücken? Scheppern Saiten wenn du sie anschlägst? Gefällt dir der Klang? Wie ist das Spielgefühl? Liegt sie für dich gut in der Hand? Passt die Gitarrengröße für dich? Wie schmiegt sich die Form des Halses in deine Hand ein? Wie fühlt sich das Holz an?
Wo gibt es gebrauchte Gitarren zu kaufen?
Manche Musikgeschäfte verkaufen gebrauchte Instrumente. Hier wirst du gut beraten. Die Gitarre wird dir vorgespielt und du kannst sie selbst ausprobieren. Gegebenenfalls bekommst du jederzeit Tipps, wenn du Fragen zu deiner Gitarre hast.
Zwar sind Gebrauchtkäufe im Musikgeschäft meist etwas teurer, aber du bekommst auch hier beim Gebrauchtkauf die gesetzliche Garantie – und hast in den meisten Fällen einen verlässlichen Ansprechpartner, an den du dich bei Fragen zu deiner Gitarre wenden kannst.
Natürlich zahlst du im Musikgeschäft oftmals mehr als beim Privatkauf, dafür hat das eben ein paar Vorteile – wie beim Gebrauchtwagenkauf eben auch.
Bei ebay werden auch oftmals gebrauchte Gitarren angeboten. Teils von gewerblichen Verkäufern, teils von privaten Verkäufern. Da du Privatkäufe nicht zurück geben kannst, halte ich es oftmals für problematisch, eine gebrauchte Gitarre ungesehen zu kaufen.
Wenn dann solltest du wirklich intensiv beim Verkäufer nachgefragt haben und dir ein gutes Bild von der Gitarre und dem Verkäufer gemacht haben. Frage bei Privatverkäufen z.B. immer nach, warum das Instrument verkauft wird.
Besser ist es, wenn du die Gitarre beim Verkäufer vorab anschauen kannst. Dies ist bei eBay auch möglich, sollte aber vor allem bei Kleinanzeigenportalen wie ebay Kleinanzeigen kein Problem sein. Sperrt sich der Verkäufer gegen eine persönliche Besichtigung der Gitarre, dann sehe von einem Kauf ab.
Fazit
Es lohnt sich meiner Ansicht nach oftmals, nach einer gebrauchten Gitarre zu suchen. Die meisten Gitarren, die ich bei Privatkäufen gesehen habe, waren in einem fairem Zustand – und man konnte im Vergleich zum Neukauf gutes Geld sparen.
Meine aktuelle Hauptgitarre z.B. habe ich gebraucht gekauft – und die besitze ich nun schon über 10 Jahre.
4 Antworten
Hat die Gitarre einen Halsspannstab? Wenn ja, einfach an ihm drehen und der Hals wird wieder gerade
Guter Punkt ?
Ein weiterer Punkt ist, ob der Gitarrenhals gerade ist. Vom Sattel aus entlang der Kante nach hinten durchpeilen (wie der Handwerker bei einer Holzlatte oder -brett). Die Kante muss gerade sein, ohne Bogen!
Ich habe schon das Gegenteil gesehen. Dann haben die Saiten bei den ersten Bünden (beim Sattel) einen kleinen Abstand zum Griffbrett, zu den mittleren Bünden hin wird er immer größer um dann bei den letzten wieder kleiner zu werden.
Ein sehr guter Hinweis, Danke dir Frank!