Aufwärmübungen für die Gitarre? Was für Profisportler selbstverständlich ist, gehört tatsächlich auch bei Profimusikern zum Alltag. Denn wenn die Muskulatur erst einmal aufgewärmt ist, spielt es sich viel geschmeidiger. Zudem wird das Verletzungsrisiko minimiert. Ich habe daher ein paar Aufwärmübungen für Gitarre zusammengefasst.
Kalte Hände zuerst aufwärmen
So banal es klingen mag, aber du musst erst einmal dafür sorgen, dass deine Hände nicht kalt sind. Was habe ich schon an Open-Air-Auftritten geflucht, als die Wetterbedingungen ungemütlich waren 😉
In solchen Fällen hilft meist nur die Hände zu reiben und mit dem eigenen Atem aufzuwärmen. Besser ist es natürlich, wenn du deine Hände an eine Wärmequelle wie eine Heizung oder eine warme Tasse Tee halten kannst.
Zusätzlich kannst du auch mit diesen Fingerübungen ohne Gitarre schon einmal etwas Beweglichkeit in die Gliedmaßen bekommen, um die Durchblutung zu fördern.
Aufwärmübungen an der Gitarre
Das Metronom ist und bleibt auch bei den Aufwärmübungen dein bester Freund. Es verbessert dein Rhythmus- und Taktgefühl, leitet dich beim Üben und es beschwert sich nie bei dir 😉
Bei den folgenden Übungen ist es egal, ob du mit den Fingern zupfst oder ein Plektrum benutzt. Um bestmögliche Erfolge zu erzielen, solltest du jedoch darauf achten, die Technik des Alternate Pickings anzuwenden.
Aufwärmübung 1: Akkorde
Am besten beginnen wir mit dem Spielen von einfachen Akkorden. Das Navigieren der einzelnen Finger ist jetzt vermutlich noch etwas zu fordernd. Das rhythmische Bespielen von Akkorden hilft dir, deine Hände richtig in Fahrt zu bekommen.
Im folgenden Beispiel siehst du eine Übung mit dem A-moll Akkord. Lies vorher auch den Artikel Gitaren Tabs lesen, falls du die Übung nicht lesen kannst.
Achte vor allem darauf, so langsam zu spielen, dass es absolut sauber klingt. Geschwindigkeit ist nichts wert, wenn man die Töne nicht richtig trifft.
Diese Übungseinheit solltest du außerdem noch mit anderen Akkorden ausprobieren, die du bereits kennst.
Wenn du das ein bis zwei Minuten gemacht hast und der Meinung bist, dass deine Töne klar und sauber klingen, kannst du dich auch an etwas schwierigere Übungen wagen.
Aufwärmübung 2: Riffs
Die folgenden Übungen trainieren deine Handkoordination, insbesondere die der Griffbrett-Hand. Dein Ziel sollte es sein, einen Durchlauf ohne größere Pausen zu schaffen. Das Tempo ist hierbei auch eher irrelevant. Übe lieber langsam, aber dafür sauber.
Und das gleiche dann auch wieder rückwärts.
Wenn du die Übung vorwärts und rückwärts ohne größere Probleme schaffst, scheinen deine Hände schon gut für die nächste Einheit vorbereitet sein.
Immer nur Halbtöne rauf und runter zu spielen ist auf Dauer natürlich etwas öde. Jetzt kommen wir zu einer Tonleiter, die du wahrscheinlich sogar schon kennst, denn sie ist essenziell beim Erlernen und Verstehen von Tonleitern: Die Pentatonik!
Für die nächste Übung benutzen wir die Pentatonik in A-Moll – Der Klassiker.
Diese Übung dürfte dir nicht sehr schwer fallen, sowohl vorwärts als auch rückwärts. Falls doch, dann übe sie ausgiebig. Vertrau mir, du wirst es nicht bereuen!
In der nächsten Einheit wird neben den Händen auch der Kopf etwas mehr gefordert sein. Das Prinzip basiert auf: „Zwei Schritte nach vorne, einen Schritt zurück. Zwei Schritte nach vorne, einen Schritt zurück, …..“.
Besonders wichtig ist es hierbei, dass du beim Spielen den Wechsel der Saiten sauber vollziehst und wirklich nur immer ein Ton erklingt. Es passiert sehr schnell, dass man mit dem Plektrum oder auch dem Finger an einer Nachbarsaite hängen bleibt.
Einerseits hilft dir natürlich das Alternate Picking dabei, diesen Fehler zu vermeiden. Aber trotzdem erfordert es viel Übung, damit dir das nicht mehr passiert.
Aufwärmübung 3: Jetzt wird’s kompliziert!
Um deine Hände für das eigentliche Spielen der Gitarre nun abschließend aufzuwärmen und auch deine Konzentrationsfähigkeit anzukurbeln, kommen wir zu ein paar Aufwärmübungen, die zwar am Anfang etwas schwierig erscheinen, aber mit Geduld nach ein gewissen Eingewöhnungszeit auch kein Problem mehr darstellen werden.
Die erste Einheit befasst sich mit der Dehnbarkeit deiner Griffbrett-Hand. Achte darauf, dass dein Zeigefinger stets den ersten Bund gedrückt hält. Mit deinen anderen Fingern musst du nun die höheren Bünde erreichen. Nun gilt es für dich herauszufinden, wie weit du kommst.
Wichtig: Die folgende Tabulatur ist nur ein Beispiel, solltest du an deine Grenzen stoßen, dann strecke deine Hand nicht übermäßig. Erforsche deine Dehnbarkeit und trainiere sie mit der Übung, aber gehe nicht über deine Grenzen hinaus! Sobald du Schmerzen verspürst, musst du unbedingt aufhören um Verletzungen zu vermeiden.
Zu den folgenden beiden Einheiten muss ich eigentlich nicht viel sagen. Sie wiederholen das Grundmuster der ersten Einheit aus Übung 2, nur wurden hierbei die Töne etwas vertauscht, um das Ganze ein wenig komplizierter zu machen.
Nun sollten Körper und Geist definitiv für eine erfolgreiche Gitarre-Session vorbereitet sein!
Es ist durchaus sinnvoll, wenn du diese Übungen jedes Mal zum Aufwärmen benutzt. Sollten sie dir aber auf Dauer zu langweilig werden, dann werde kreativ und erstelle zusätzliche eigene Aufwärmübungen. Denn das ist definitiv nicht schwer.
Die Hauptsache ist, dass du dich damit gut aufwärmst und Verletzung somit effektiv vermeiden kannst.
Warum Aufwärmübungen so wichtig sind
Gerade zu Beginn, als blutiger Anfänger, habe ich mich sehr gerne vor den Aufwärmübungen gedrückt. Nichts konnte mir langweiliger vorkommen, als die gleichen monotonen Übungen immer und immer wieder zu spielen, bis ich sie irgendwann blind im Schlaf herunterrattern konnte.
Ich sah darin weder Spaß noch Fortschritt, der mir dabei helfen sollte, die richtig coolen Sachen zu spielen. Dieser Umstand war definitiv auch meinem Alter geschuldet (12), aber ich glaube kaum, dass Aufwärmübungen irgendeinen Anfänger wahnsinnig begeistern können.
Dennoch bist du auf diesem Artikel gelandet, also scheint ein Grundinteresse schon einmal vorhanden zu sein – Hut ab.
Heute sieht meine Einstellung zum Aufwärmen schon etwas anders aus. Ich habe es zwar immer noch nicht geschafft, dasselbe Schema jeden Tag immer wieder zu benutzen, um Hände und Hirn zu trainieren, aber eine Kombination aus meinen Lieblingsriffs, Tonleitern und Improvisation fesselt mich doch gerne mal für ein bis zwei Stunden an die Gitarre, bevor das eigentliche „Spielen“ beginnen sollte.
Wie du siehst, bleiben Aufwärmübungen nicht für immer der lästige Beigeschmack, aber es gibt gute Gründe, vor allem am Anfang darauf aufzubauen.
Richtig aufwärmen – Verletzungen vermeiden
Dein Kopf und deine Hände benötigen stetige Übung und die Grundfertigkeiten, um Lieder oder Riffs richtig spielen zu können. Auch wenn ein Riff zum Aufwärmen theoretisch geeignet ist, solltest du deine Konzentration nicht darauf richten, eine komplizierte Abfolge richtig nachzuspielen, sondern simple Übungen zu benutzen. Genau dafür sind Aufwärmübungen gedacht: Möglichst einfach zu sein!
Je weniger du darüber nachdenken musst, ob der Ton jetzt gerade der richtige für ein bestimmtes Riff ist, desto mehr kannst du dich auf deine Hand-Augen-Koordination fokussieren.
Doch der wichtigste Grund ist die Vermeidung von Verletzungen. Gitarre spielen ist kein Extremsport, kann dir aber langfristig Probleme in den Armen und Händen bescheren. Bei übermäßiger Beanspruchung können das Karpaltunnelsyndrom oder Sehnenscheidenentzündungen die Folge sein.
Und das ist nicht schön.
Aber bevor du jetzt angsterfüllt deine Gitarre beim nächsten Lagerfeuer verheizt, lass dir Folgendes gesagt sein: Das richtige Aufwärmen, ausreichende Pausen und Wahrnehmen von Schmerzen können dir das ersparen. Letzteres bedeutet, dass du auf deinen Körper hören musst und beim Auftreten von Schmerz auch längere Pausen wichtig sind.