Was du über Gitarrenverstärker wissen musst

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Wenn du die E- Gitarre als Neuland für dich entdeckst, wirst du früher oder später auf diese Frage stoßen: Was für ein Verstärker soll es sein? Als Anfänger kann einen das riesige Angebot diverser Musikhäuser schonmal überfordern. Schließlich gibt es quasi für jede Situation, jeden Geschmack und jede Musikrichtung den richtigen Amplifier oder kurz: Amp. Wenn du mit Begriffen wie Vollröhre, Hybrid, Transistor, Combo oder Emulation noch nichts anfangen kann, bist du hier genau richtig. Im folgenden Artikel erklären wir euch die einzelnen Verstärker Arten und was ihr beim Kauf beachten solltet.

Welche Verstärkerarten gibt es?

Wenn wir unsere Gitarre mit einem Kabel an einen Verstärker anschließen, einen Ton erzeugen und ihn durch das Kabel schicken, spricht man von einem Audiosignal. Die Aufgabe des Verstärkers ist es nun, das eingehende Signal lauter zu machen.

Dazu verwenden alle Verstärker sogenannte aktive Bauelemente, welche sich entweder als Transistoren oder Röhren entpuppen. Es gibt auch Verstärker, welche beides als aktives Bauelement nutzen, doch dazu später mehr.

gitarrenverstärker-übersicht

Röhrenverstärker

Für viele ist ein Vollröhren-Amp das Nonplusultra unter den Verstärkern. Röhrenamps wird generell mehr Druck und Wärme im Klang zugeschrieben. Sie setzen sich in der Regel besser durch, sind aber die teurere Variante. Außerdem sind sie wartungsintensiver als Transistor- Verstärker. Bei häufiger Nutzung kann es schneller passieren als einem lieb ist, dass man defekte Röhren austauschen muss.

Die Kosten für neue Röhren und ggf. die Reparatur können schnell in den dreistelligen Bereich klettern. Einige dürfte die Preisgestaltung von Röhrenamps abschrecken, denn die Untergrenze liegt hier deutlich höher als bei den Transistor-Varianten.

Transistorverstärker

fender-verstärkerIm Umkehrschluss sind Transistorverstärker günstiger. Sowohl in der Anschaffung, als auch in der Wartung. Transistoren sind robuster, pflegeleichter als Röhren und liefern auch einen guten Sound. Für Anfänger auf dem ersten Blick also die einzig logische Entscheidung, oder? Die Antwort darauf ist ein eindeutiges jein.

Es kommt immer darauf an, was du später mit deinem Gitarrenspiel vor hast. Willst du auf die Bühne? Welche Musikrichtung möchtest du spielen? Muss sich der Verstärker gegen andere Instrumente durchsetzen? Das viele Fragen, die du wahrscheinlich noch nicht beantworten kannst. Darüber nachzudenken schadet allerdings nicht und verhindert unter Umständen, dass du zweimal kaufst.

Das Ding dazwischen: Hybridverstärker

Zwischen Röhren- und Transistorverstärkern existieren sogenannte Hybridverstärker. Ähnlich wie Hybridautos, die Benzin und Strom als Antrieb verwenden, kombinieren sie einen Transistor und eine Röhre als aktive Bauelemente.

Wie zu erwarten stellt diese Lösung den Mittelweg dar und kombiniert einige der Vorzüge einer Vollröhre mit dem Preis eines Transistor Amps. Dann gibt es noch eine etwas ausgefallenere Alternative zu den klassischen Verstärkern.

Die moderne Variante: Modeling Amps

Modeling Amps bieten immer akkuratere Emulationen (Nachahmungen) von realen Verstärkern. Sie ahmen eine Vielzahl populärer Amps im Klang nach. Es gibt Modeling Geräte, die über zig verschiedene Verstärker- Simulationen verfügen. Für jemanden, der zuhause oder im Proberaum verschiedene Verstärker ohne großen Aufwand ausprobieren möchte, ist solch ein Gerät eine ernsthafte Überlegung wert. Auch wenn die enthaltenen Emulationen nicht ganz an den Klang der Originale heranreichen.

Der Unterschied zwischen Topteil und Combo

marshall-ampAußerdem unterscheidet man zwischen Heads (zu Deutsch: Topteilen) und Combos. Während man zum Betreiben eines Topteils immer eine Gitarrenbox benötigt, sind Combos (daher der Name) Topteil und Box in einem. Mit einem Combo kann man also sofort los spielen: Stecker rein und aufdrehen. Ohne Box hingegen kannst du nur mit einem Topteil erstmal nichts anfangen.

Warum dann überhaupt ein Topteil kaufen? Du bist flexibler. Topteile sind kleiner und leichter als
Combos. Ab einer bestimmten Größe und Leistung würden Combo Verstärker einfach zu unhandlich und vor allem zu schwer werden. Wenn du auf der Bühne eine 4x12er Box (eine Box mit 4 einzelnen 12 Zoll Lautsprechern) spielen möchtest, führt an einem Topteil kaum ein Weg vorbei. Das Gewicht einer 4x12er, kombiniert mit dem Gewicht eines Röhren-Topteils kommt dem einer Waschmaschine ziemlich nah. Der Transport eines solchen Gerätes wäre eine Katastrophe. Das wollen wir keinem Roadie zumuten 😉 Außerdem erlauben Topteile es dir, Verstärker und Lautsprecher verschiedener Hersteller zu kombinieren, wodurch du flexibel mit dem Klang expermentieren kann.

Hauptsache laut?

Ob Transistor oder Röhre – Laut können sie alle (Eine entsprechende Leistung vorausgesetzt). Wobei Lautstärke per se kein Qualitätsmerkmal ist. Im Gegenteil. Ein sehr lauter Verstärker kann, wenn der Klang nicht stimmt, extrem unangenehm für den Zuhörer werden. Hier hilft tatsächlich nur ausprobieren. Einfach mal im örtlichen Musikladen ein paar Röhren- und Transistor Exemplare anspielen, laut aufreißen und schauen, wie sie sich im Klang verhalten.

Auch wenn du dort Verstärker über eurem Budget anspielen solltet, kannst du ein Gefühl dafür bekommen, inwiefern sich die verschiedenen Bauweisen unterscheiden. Gerade bei höheren Lautstärken, denn viele Amps (vor allem Röhrenverstärker) entfalten ihren vollen Sound erst weitab der 12 Uhr Stellung des Volume Reglers. Transistoren klingen bereits bei geringerer Lautstärke rund. Dafür fehlt es häufig an Dynamik.

Transistoramps klingen manchmal komprimiert, es gibt wenig Raum nach oben und unten, was einen etwas synthetischen Sound zur Folge hat. Natürlich gibt es auch Ausnahmen, aber die bestätigen bekanntlich die Regel. Am Ende bleibt es Geschmackssache (oder Sache des Budgets), welche Art Amp es in deinen Proberaum schafft.

Und welcher Verstärker ist jetzt der Richtige für mich?

Solltest du dir nach diesem Artikel noch nicht sicher sein, welcher Verstärkertyp für dich der Richtige ist, dann hinterlasse mir gerne einen Kommentar zu diesem Artikel mit deinen Fragen. Gemeinsam können wir dann versuchen eine Lösung für dich zu finden. Gerne kannst du aber auch einmal diesen Artikel zu dem Thema lesen. Hier gehe ich tiefer in die Thematik ein und stelle unterschiedliche Verstärker vor.

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Bernd

Gründer von gitarrenbeginner.de, Gitarrist und Lehrer aus Leidenschaft.
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11 Antworten

  1. Hallo

    ich spiele eine Marc Tremonti custom. E-Gitarre und benutze dazu einen Maschal Verstärker (MC30) . Ich würde gerne loopings am Verstärker dazu spielen z.B. ganz normales klassisches Schlagzeug… was könnte ich da machen? Gibt es dazu spezielle Verstärker? Also wenn ich mit YouTube Schlagzeug Rhythmus einspiele so klingt das nicht schön. Dann ist entweder die Gitarre oder das Schlagzeug zu laut. Ich spiel nur zu Hause und es kann schon auch etwas lauter sein…

  2. Hey!

    Ich spiele nun seit 11 Jahren Gitarre und will mir nun endlich mal eine E-Gitarre zulegen. Das passende Modell habe ich schon gefunden, nur mit der Verstärkerwahl bin ich ziemlich überfordert. Ich möchte erstmal noch nicht so viel Geld dafür ausgeben, da es erstmal eine „Ich probiere das mal aus“-Sache ist. dennoch will ich natürlich auch nicht doppelt kaufen, wenn sich herausstellen sollte, dass der Verstärker schlecht ist, denn immerhin soll es mir Spaß machen. Hast du schon Erfahrung mit dem Harley Benton HB-10G Gitarren Combo oder hast du andere Empfehlungen für mich?
    Vielen lieben Dank!

    LG, Johanna

    1. Liebe Johanna,

      das ist natürlich auch eine Budget-Frage. Der HB-10G markiert da schon die untere Grenze – sowohl preislich als auch klanglich. Je mehr du ausgibst, desto mehr Freude wirst du auch haben. Wenn es – wie du sagst – eine „Ich probiere das mal aus“-Sache ist, dann ist der HB-10G völlig Ok. Aber ganz klar: Andere Verstärker bringen mehr Freude durch besseren Klang.

      Ein großartiger Übungsverstärker für Anfänger ist bspw. der Positive Grid Spark. Mit dem wirst du einige Jahre Freude haben. Aber der kostet halt gleich das 4- bis 5-fache.

      Ansonsten würde ich noch den Harley Benton HB-15GXD empfehlen. Als Modelling-Amp bringt er noch mal eine größere klangliche Vielfalt mit. Den Aufpreis würde ich schon empfehlen. Aber ist wie gesagt eine Budgetfrage…

      Ich hoffe das hilft ein wenig 🙂 Ansonsten gerne melden!

      Viele Grüße,
      Bernd

  3. ANHANG!
    Habe vergessen zu sagen, dass ich eine Gibson Les Paul spiele.
    Bodeneffekte/zerren:
    -BOSS MT-2
    -BOSS MD-2
    -BOSS CS-3 compressor
    -BOSS CHORUS

    ich weiß BOSS verbaut kaum true bypass.. aber sie waren billig..

    Danke für die Antwort schonmal!
    Luca

  4. Hi,
    also ich spiele bereits seit 14 Jahren Gitarre und habe mich nie wirklich mit Amps beschäftigt, da Der Sänger und Gitarrist (und auch mein ehemaliger Gitarrenlehrer) mich über seinen 2 Amp spielen hat lassen. Das war irgendein Engel (sehr kleines kompaktes Topteil, model weiß ich nicht mehr. War aber sehr knackiger sound).
    Jetzt habe ich eine neue Band, mit der ich anderen Sound mache. Geht richtung Prog-rock, hat ein bisschen was wie Biffy Clyro in den ersten Alben.
    Jetzt meine Frage! Ich habe überlegt, mir einen Hughes & Kettner Tubemeister 36 zu holen. Ich habe viel recherchiert und eruiert, dass das ein recht guter Allrounder ist. Stimmst du dem zu? Und kann ich mit dem fette bretter spielen, die drücken und (ganz wichtig) trotzdem noch die hohen seiten raus kommen? Ich spiele quasi auf drop B einen Barregriff über die tiefen saiten und auf den hohen greife ich zusätzlich noch Töne. Ich will, dass der Barre oben presst und die hohen töne unten gut hörbar sind! Ich hoffe du weißt was ich meine.

    UND welche Box kannst du empfehlen? Ich bin Student und das Geld ist ein wenig knapp?.

    Danke schon mal!
    LG Luca

    1. Hi Luca,

      das ist eine Frage die sehr schwer zu beantworten ist. Ich persönlich besitze selbst einen Hughes&Kettner (Edition Tube 20th Anniversary) und spiele den super gerne. Einen Tubemeister habe ich mal bei einem befreundeten Gitarristen angespielt, warm geworden bin ich mit diesem in der kurzen Zeit nicht.

      Jetzt kommt das große Aber: Bei Gitarrenverstärkern in dieser Klasse spielt sehr viel der persönliche Geschmack eine Rolle. Hier hilft es meist nur den Weg zum nächsten Musikhaus auf sich zu nehmen, bei dem man den Verstärker anspielen kann. Jeder Gitarrist hat da einfach unterschiedliche Vorlieben was den Klang angeht und Testberichte oder Produktbewertungen können in viele Richtungen ausschlagen.

      Auch eine zusätzliche Box wäre bei dem von dir genannten Tubemeister evtl gar nicht mehr nötig. Mir reichen 20W z.B. auch völlig auf sehr großen Bühnen – den Rest regele ich über das InEar-Monitoring. Hat den Vorteil dass ich meine Mitmusiker nicht völlig mit Gitarrensound zuballere, mir keinen Wolf schleppe (ein auf Dauer nicht zu verachtendes Kriterium) und trotzdem auf den feinen Röhernsound nicht verzichten muss.

      Auch wenn ich dir keine pauschale Antwort geben kann, hoffe ich dass ich dir zumindest ein bisschen weiterhelfen konnte 🙂

      Bei weiteren Fragen gerne melden.

      Viele Grüße,
      Bernd

  5. Servus!
    Ich habe mir vor kurzem eine Epiphone EJ200ce angeschafft und möchte mir jetzt gerne einen Akustikverstärker zulegen, mit dem ich das ganze dann auch Stereo spielen kann. Kannst du mir da was empfehlen? Sollte auch nicht zu teuer werden ??Wird bislang nur Zuhause gespielt.

    Lg Pierre !

    1. Hi Pierre,

      der Marshall AS50D ist zwar etwas teurer, kann aber von Haus aus über den AUX-Input Stereo. Allerdings ist der Stereoeffekt bei so einem Setup naturgemäß nicht so räumlich, da die Lautsprecher direkt nebeneinander sitzen.

      Eine Alternative wäre z.B. der Kustom Sienna 30. Dieser verfügt über einen Ausgang um eine weitere Box anzuschließen.

      Bei weiteren Fragen gerne melden!

      Grüße,
      Bernd

  6. Hallo,
    es fehlt hier der universelle „Alleskönner“, gerade für Anfänger, die auch dazu singen.
    Ich habe z.B. einen 50 Watt „Marshall AS 50 D“, den ich für die E-Gitarre wie auch für die elektrische Westerngitarre nutzen kann. Zusätzlich habe ich einen Mikrophoneingang, einen 2. Instrumenteneingang (z.B. für die 2. Gitarre) und einen Aux-Eingang für ein weiteres Gerät. Den nutzt z.B. mein Sohn für das Keybord, wenn er mich zu meiner Gitarre und Mikro begleitet. Weiterhin sind Anschlüsse für Zusatzgeräte vorhanden (Fußschalter, Effektgeräte). Ein super universelles Teil.
    Man kann ihn auch an einer größeren Anlage anschließen, also auch später beim großen Auftritt auf der Bühne 😉

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