Rockcase Pedalboard im Test

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Das Problem

Meist fängt es mit einem Overdrive-Pedal an. Dann kommt ein Bodentuner dazu. Einen Chorus braucht man auch irgendwann. Oh, ein Wah-Wah-Pedal wäre auch nett! Einen Booster? Ne. Denn spätestens jetzt nervt es.

Zu jeder Bandprobe, zu jedem Gig. Die kleinen Tretminen werden ausgepackt, aufgestellt, verkabelt, mit Strom versorgt. Hinterher wieder abstöpseln und irgendwo verstauen. Als nervt die Abbauerei nach dem Gig nicht schon genug!

Die Lösung

Ein Pedalboard muss her. Dieses Helferlein ermöglicht es, dass die Pedale nur einmal angeordnet und untereinander verkabelt werden. Dann werden sie mit Klettband oder anderen Lösungen auf dem Pedalboard befestigt. Deckel drauf, verstauen und beim nächsten Einsatz daran erfreuen, dass alles schon verkabelt ist!

Das Rockcase Pedalboard RC 23020SA

StahlfedergriffMeine Wahl fällt auf ein RockCase Pedalboard. Die Cases aus dem Hause Warwick sind in Musikerkreisen für ihre Robustheit und Langlebigkeit hinreichend bekannt. Ideal für einen ständigen Einsatz zwischen Proberaum, Sprinter und Bühne. Da wird der Ausrüstung schließlich so einiges abverlangt und man schläft einfach besser, wenn man seine geliebten Tretminen gut geschützt in die Hände des Veranstaltungstechnikers gibt.

Die Herstellerangaben fürs Pedalcase-Quartett

  • Gehäuse aus Sperrholz
  • Oberfläche mit robustem Aluminium bezogen
  • 4 amtliche Butterfly-Verschlüsse
  • Stahlfedergriff mit PVC-Hülle
  • Velcro im Innenbereich
  • Noppenschaum im Deckel
  • Inklusive selbstklebendem Klettband (wird an der Unterseite der Pedale angebracht)
  • 9mm Nieten
  • Kanten mit Schienen aus Aluminium verstärkt
  • Verchromte Kugelecken
  • Füße am Boden aus robustem, rutschfestem Kunststoff
  • Größe 80 x 50 x 12 cm
  • Gewicht ca. 12 kg

Her damit!

Ich werde bei Six + Four fündig und klicke voller Vorfreude auf den Bestellen-Button. Als der freundliche Paketliefermann bei mir klingelt und einen unfassbar großen Karton bei mir abladen will, bin ich erst einmal ein wenig erschrocken. Ich wusste nicht wie groß 80 cm sind!

Butterfly Verschluss

Beim Auspacken entferne ich dann aber erst einmal Unmengen an Luftpolsterfolie und stelle fest: 80 cm sind tatsächlich „nur“ 80 cm. Aber immer noch groß genug um die Pedale entspannt in 2 Reihen aufzubauen. In der vorderen Reihe platziere ich 5 Pedale plus Fußschalter, mein Looper wandert inklusive Powerplant nach hinten. Es ist noch ausreichend Platz für ein paar Pedale mehr (die mit Sicherheit auch folgen werden ;-)). Und mit etwas Tetris-Know-How kann man die verfügbare Fläche sicherlich noch besser ausnutzen als hier von mir.

Die Handhabung

Zur Befestigung der Pedale wird das mitgelieferte selbstklebende Klettband an die Unterseite der Pedale geklebt. Anschließend kann die Tretmine auf den Boden des Pedalboard gesetzt werden und hält dann bombenfest. Soweit die Theorie.

Klettverschluss an der Tretmine

Erste Gehversuche

In der Praxis scheitere ich bei manchen meiner Pedale schon einmal am Anbringen des Klettbandes. Denn nicht alle Tretminen verfügen über eine plane Bodenfläche. Kleine Füße sind z. B. an meinem Wah-Wah-Pedal angebracht, was es mir nicht ermöglicht hier einen Streifen Klettband sinnvoll anzukleben.

Aber zum Glück habe ich auch Tretminen mit einem flachen Boden. Ich klebe das Klettband an und platziere sie auf das Board. Funktioniert prima! Aber eigentlich hätte ich das Pedal gerne 2 cm weiter rechts. Also noch mal runter damit und etwas weiter… Moment! Wo zum Teufel…?

Das Klettband hat sich tatsächlich vom Pedal gelöst und haftet noch im Case. Was ja durchaus für die Haltekraft des Klettbandes spricht. Aber mein Ziel erreiche ich so nicht.

Genervt schließe ich den Koffer und schreibe eine E-Mail an den Hersteller. Ob das Problem denn bekannt sei. Ob es hier Lösungsmöglichkeiten gibt.

Verchromte Kugelecke

Das Statement

Und tatsächlich: Warwick antwortet sehr schnell, kompetent und freundlich. Ein Plus für den Kundendienst!

Das Befestigen von Wah-Pedalen auf Pedalboards ist für gewöhnlich kein leichtes Unterfangen, denn kaum ein anders Pedalwird so stark beansprucht wie ein solches und die geschraubten Gummifüße bei einigen populären Wah-Marken (wie z. B. Dunlop CryBaby) tun ihr übriges.

Die sauberste und sicherste Art und Weise ein CryBaby-Pedal auf dem Board zu befestigen, ist das sogenannte „Wah Board Special“ von EWS.

Dies ist eine Montageplatte, die auf die Grundplatte des Wahs aufgebracht wird und es erlaubt die Gummifüße zu entfernen.
Dadurch entsteht eine komplett plane Fläche, auf der sich das Velcro Tape wunderbar befestigen lässt.

Bzgl. der Haltekraft des Klettbandes. Die Klebestärke des Bandes ist hauptsächlich von der Oberflächenbeschaffenheit der Rückseite des Effektpedals abhängig. Eine glatte Metalloberfläche, die vorher mit Fit oder Fettlöser behandelt wurde und dann sauber beklebt wird ist ideal und dann hält das Tape auch korrekt. Dehnbare oder unebene Materialien (ja selbst Etiketten/Papier) senken die Klebekraft des Velcros je nach Beschaffenheit merklich. Deshalb mein Tipp: Pedalrückseite von Unebenheiten befreien, entfetten und dann das Velcro mit Kraft und Geduld aufdrücken.

Ich fasse zusammen

  • Für das Wah-Wahl eine Bodenplatte kaufen
  • Unebenheiten und Verunreigungen auf Bodenpedalen vermeiden
  • Klettband mit Kraft und Geduld aufdrücken

Diese Tipps vom Hersteller nehme ich doch gerne so an und starte einen Zweitversuch.

Zweite Gehversuche

Den Tipp mit der Bodenplatte überspringe ich. Erst mal sollen die anderen Pedale ihre Bindungsfähigkeit mit den genannten Tipps in der Paartherapie unter Beweis stellen.

Zuerst schnappe ich mir meinen Bodentuner. Der hat doch tatsächlich eine geriffelte Unterseite. Soviel zum Stichwort Unebenheiten vermeiden. Ich überlege kurz den Winkelschleifer auszupacken, greife aber dann doch zu zwei Streifen Klettband und drücke diese mit Kraft und Geduld auf. Ein bisschen Liebe gebe ich natürlich auch hinzu.

Bodentuner Unterseite

Die ersten Versuche sind eigentlich ganz gut. Ich platziere das Pedal und löse es vorsichtig wieder. Das Klettband hält! Die Ernüchterung dann am nächsten Tag. Als ich es das Case bei der Bandprobe wieder öffne, hat sich auch das Bodenpedal einen neuen Platz im Tretminenorchester ergattert. Die Schwerkraft war bei der Platzvergabe sicherlich Hauptantriebskraft.

Ordnung im Pedalboard Chaos im Pedalboard

Dann mein Overdrive-Pedal. Nigelnagelverpackungsneu. Mit einer Unterseite ähnlich wie Moosgummi. Glatt wie ein Babypo. Zu glatt anscheinend… Auch hier bringe ich das Klettband mit viel Kraft, Geduld und Liebe auf. Es bekommt seinen Platz im Case, wird vorsichtig gelöst und trennt sich dabei von seiner Bindung zum Klettband. Schade.

 

Mein Fazit

+ Amtliches, stabiles Case

+ Sehr gute Verarbeitung

– Befestigung der Pedale teilweise tricky

Pedale sind wie Frauen. Jedes für sich in Form und Innenleben individuell, manchmal etwas schwierig zu handeln, aber wenn man dann weiß wie man die Regler richtig drehen muss doch unfassbar großartig 😉 Und ich finde diese Individualität prima.

Und hier zeigt sie sich mal wieder in allen Facetten. Nicht jedes Pedal ist gewillt eine längere Bindung mit diesem Pedalboard einzugehen. Bei manchen hat man das Gefühl: Das hält ein Leben lang. Manche versuchen es für kurze Zeit, geben die Bindung dann aber doch wieder auf. Und andere wiederum springen so gar nicht darauf an.

Die Unterseiten der Pedale sind oftmals zu verschieden, weisen Unebenheiten, haben Vertiefungen, bestehen aus ganz unterschiedlichen Materialien. Vielleicht liegt der Fehler auch beim Anwender. Also bei mir. Ich bekomme es bei dieser Lösung aber einfach nicht auf die Reihe mein gesamtes Tretminenportfolio im Pedalcase zu befestigen.

Begeistert bin ich dennoch von der gewohnt guten Verarbeitung und Haptik des Rockcase. Ich weiß hier meine Pedale einfacht gut geschützt.

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Bernd

Gründer von gitarrenbeginner.de, Gitarrist und Lehrer aus Leidenschaft.
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